Besucht: Samurai Museum

Es herbstelt so langsam, Zeit für den üblichen Jahresrückblick auf ein besonderes Museum. Für mich 2023 das Samurai Museum in Berlin. Wer die vergangenen Rückblicke gelesen hat kennt meine Museumsvorliebe inzwischen: tolle Atmosphäre, spannende Szenografie. Und auch bei diesem Besuch wurde ich nicht enttäuscht.

Gleich zu Beginn schlägt einen eine große Videoinstallation in den Bann. Die Aufbereitung historischer Begebenheiten ist gelungen: Die obere Projektion erzählt in sehr kurzen Schlaglichtern weltgeschichtliche Ereignisse, die mittlere Projektionsfläche zeigt die Entwicklung der japanischen Samurai und der große Touchscreenbereich im Bild unten dient der individuellen Vertiefung.

Was zunächst in der Informationsdichte etwas schwer zu fassen ist, erweist sich bei näherer Beschäftigung als wunderbarer Wissensfundus mit schöner Kontextualisierung. Ich brauchte zwei Durchläufe, bis ich mich an das Tempo und die Informationsdichte gewöhnt habe. Das ist bei 12 Minuten pro Durchlauf vermutlich nicht jedermanns Sache, aber es lohnt sich. Einziger verbleibender Kritikpunkt: Die mittlere Projektionsfläche ist kaum geneigt und recht hoch. Kleinere Besucher*innen haben hier eventuell Probleme – das geht besser.

Ebenfalls als schöne Inszenierungen erweisen sich die Hologramme, die in das Nō-Theater und japanische Teehaus eingebettet sind. Diese Bühnen sind aus traditionellen Materialien gebaut und die Verschmelzung mit moderner Videotechnik ist gut gemacht. Vor allem das großartige virtuelle Trommelensemble auf der Theaterbühne bleibt im Ohr und im Gedächtnis.

Das mythische Wesen Kitsune führt durch die Ausstellung, wobei ich gestehen muss, dass er mir nur punktuell aufgefallen ist. Das Bemalen des niedlichen Fabelwesens und die Möglichkeit an den Videoterminals mit dem Ratefuchs zu interagieren sind für Kinder eine schöne Sache. Und die Fußtapsen, die dann und wann in der Ausstellung aufleuchten, sind subtil aber clever. Aber apropos Videoterminals und apropos clever: Kleine, schlecht ausgeleuchtete Objektschilder sucht man in der Ausstellung vergeblich. Anstelle dessen gibt es Bereichsweise Monitor, die zum Erschließen der Objekte einladen. Modern und angenehm: Man kann die Ausstellung auf sich wirken lassen und bei Bedarf an den Screens in die Tiefe abtauchen. Verspielt bleibt es trotzdem, beispielsweise mit Fächern, die durch die Shoji-Wände blicken lassen.

Die Inszenierung setzt – ob aus konservatorischen oder ästhetischen Gründen – auf Bewegungsmelder. Zahlreiche Bereiche werden erst illuminiert, wenn Besuchende in den Sichtbereich treten. Die Verschmelzung von Objekt und Medien fällt an verschiedenen Stellen auf.

Beim Themenkomplex Schwertschmiede beispielsweise werden Originalobjekte in Vitrinen kombiniert mit Aufprojektionen auf eingelassene Objekte und Videoscreens. Im Verbund mit der durchgängig eher dunklen Atmosphäre und gut akzentuierenden Lichtspots ist die Ausstellung ein Augenschmaus.

Zuletzt aber noch einmal zu den Vermittlungsansätzen: Natürlich gibt es neben den Inszenierungen und Medien auch ganz klassisch museale Objekte hinter Glas. Immer wieder fallen jedoch kleine Interessante Dinge auf. Beispielsweise, dass Objekte gedreht werden können und parallel dazu Geschichten auf Screens gelesen werden können. Oder die Beleuchtung, die wunderbar symmetrische Schatten erzeugt. Viel Liebe zum Detail!

Zu guter Letzt mein persönlicher Favorit: An den großen Schauvitrinen im unteren Stockwerk gibt es an den Touchscreens nicht nur Objektfakten und Geschichte, sondern eine Expertenspur. Diese enthält kurze Erläuterungen eines Experten zur Geschichte der Objekte, zum Beispiel bestimmter Rüstungstypen.

Ich bin etwa zwei Stunden durch die Ausstellung gegangen, habe dabei viel, aber bei weitem nicht alles wahrgenommen. Man sollte etwas Zeit mitbringen für diese Ausstellung, die auch, aber nicht nur die militärische Bedeutung und das Rüstzeug der Samurai präsentiert, sondern Einblicke in eine sehr interessante Kultur vermittelt.

www.samuraimuseum.de

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